Projekt: Katzenhaus

März 2013: 

Mein Auftrag: „Verschöner’ das Katzenhaus“

Doch wir müssen zurück zum Anfang.

Keine Sorge, das wird keine „Es war einmal….“ Geschichte, aber es ist schon interessant zu sehen, welche Wege das Schicksal so manchmal mit einem geht.  Vor gut 2 Jahren erfuhr ich von Tina H. zum ersten Mal etwas über „Hand & Pfote“. Und zwar im Rahmen einer Möglichkeit zur „Notfallpflegestelle“ für einen Hund, so ein oder zwei Tage…. Ja, das wurde mein Einstieg ins ehrenamtliche Tierschutzleben.  Seit dieser Zeit versuche ich immer mehr zu helfen wo es nötig ist. Ich konnte miterleben und mithelfen, Hunden - die möglicherweise sonst keine Chance gehabt hätten liebevolle Menschen kennenzulernen - ein neues Heim zu geben, war/bin Gassigeherin und nach wie vor natürlich auch Pflegestelle. Anfang des Jahres sprach Tina H. nun davon für ein paar Tage nach Ungarn zum Tierheim zu reisen. Ich wollte sowieso ein bisschen „Urlaub“ machen. Na, und dann – stand es fest. Marion, Tina H. und ich sollten am 1. März nach Ungarn fliegen.

Jetzt kommen wir zu meiner Mission.

Dank einiger toller Spenden wie Kratzbäume, Klettergelegen-heiten, Katzenhöhlen und – körben, Regale, Kuschelkissen und Decken hatten wir einiges zusammengesammelt und Wochen vor unserem Trip dafür gesorgt, dass diese Dinge auch sicher nach Ungarn gelangen. Und ich bin ja bekennende Hobbyhandwerkerin. So war es Tina H.’s Idee, dass ich mich um die Verschönerung des doch sehr tristen und ungemütlichen Katzenhauses kümmere.  Gesagt – getan. Früh um 6 h ging es dann am 1. März los. Am Flughafen Marion getroffen und gemeinsam Richtung Budapescht (das sch ist ganz wichtig) gestartet. Nix von all dem gesehen weil das Wetter so scheußlich und nebelig war. Kaum aus’m Flieger raus, war Tina H. absolut nicht mehr zu bremsen. In einem Tempo rauschte sie durch das Flughafengebäude, zum Taxi, ab zur Bahn. Wir wollten so schnell wie möglich noch in’s Tierheim bevor dort geschlossen ist. Ich also hinterher, nörgelte irgendwas von Kaffeedurst aber es half nix.  Gegen späteren Mittag waren wir dann endlich da. Und da stand ich nun….. inmitten der Puszta, Graslandschaften auf sandigem Boden, flaches Land mit ein paar Wäldern ringsrum. Und vor mir – das Tierheim.

   

Das Tierheim                            Das Katzenhaus

Die Eindrücke, die man da so hat, kann man kaum beschreiben. So viele nette, süße, niedliche und hübsche Hunde in großen Zwingeranlagen, die kein gemütliches Heim kannten mit Schmuseeinheiten und Menschen, die ihnen wohlgesonnen sind…. ganz liebe und nette Menschen die dort arbeiteten und dann endlich dafür sorgten, dass ich einen Kaffee bekam und – das Katzenhaus. Wirklich sehr sehr ungemütlich, kalt, ohne irgendwas, was Katzen nun mal begeistert. Also – erst mal Bestandsaufnahme, was haben wir hier, was brauchen wir noch aus dem Baumarkt damit man das Material irgendwie sinnvoll unterbringen kann.

  

Einige der Katzenhausbewohner              Materialablage

Csaba, der sich während unseres gesamten Aufenthalts liebevoll um uns gekümmert und versorgt hat ist mit uns dann zum Baumarkt gefahren. So, jetzt hatten wir alles zusammen und geplant war am Samstagmorgen um halb 9 h anzufangen und nachmittags mit allem fertig zu sein. Geplant……. Aber nicht im Zeitgefühl der Ungarn. Es fehlte irgendwie an allem: Hammer? Schraubendreher? Akkuschrauber? Bohrmaschine? Stichsäge? Na ja, irgendwann fand sich dann das ein oder andere und so konnte ich um ca. 13 h anfangen irgendwas produktives für’s Katzenhaus zu tun. 

Zunächst sollte ein „Rundlauf“ an die Wände des Katzenhauses montiert werden. Nix Wildes, ein paar Meter Bretter (so 12?), zwischen 2 und 3 Winkel und ca. 8 Schrauben pro Brett….. und dann die Holzschrauben mit einem Schraubendreher der sich andeutungsweise noch als Kreuzschraubendreher entlarvte, ins Holz gewürgt. Von Hand!!!!! Nix hier schicken Akkubohrer von Bosch oder ähnliches! Nein, Muskelkraft sollte zum Einsatz kommen. Und das bei ungefähr 2 Grad.

Na ja, wie das dann so ist – irgendwann fällt einem dann die Hand ab. Es ist halt kalt und schon anstrengend wenn man es sonst gewohnt ist mit tollen Maschinen zu arbeiten. Und alleine irgendwie Brett und Winkel halten, möglichst in Waage (nach Augenmaß, Wasserwaage – wofür?) und dann zu verschrauben – schon eine kleine Herausforderung. Ich kämpfte dann da so alleine vor mich hin. Doch dann kam Tamas dazu und wir Zwei bastelten dann eine Zeit lang gemeinsam herum. Das war schon recht lustig. Bretter mussten zu- und ausgeschnitten werden, weil’s sonst krumm und schief gewesen wäre. Und was sagt Tamas? „Nein ist gut so“. Ich: Wie bitte? Gut? Krumm und schief? Nein, keinesfalls gut. Tamas: Doch doch, ist gut (er sprach ein wenig deutsch). Ich: Nein, so kann das nicht bleiben, wie sieht denn das aus. Drauf Tamas mit Daumen hoch, verschmitzem Lächeln und zwinkerndem Auge: „jaja, deutsche Gründlichkeit“. Ich: Genau.

Dann verschwand er und tauchte wieder auf – mit einem Winkelschleifer! Jahaaaa, einem etwas „gebrauchten“ aber funktionierendem Winkelschleifer. Damit sollte nun das Holz geschnitten werden. Egal ob eine Scheibe für Metall drauf war. Das geht schon. Das Verlängerungskabel…. Zumindest gab es eins. Das wurde erstmal entwirrt und vernünftig aufgewickelt – wie es sich für uns Deutsche gehört. So verknotet wie es war, hätte man denken können dass da kein Strom durchfliessen könne.  Zur Erleichterung bekam ich dann eine alte Bohrmaschine und genau ein (1) ziemlich abgenutztes Kreuzbit, um die Schrauben einzudrehen. Was natürlich auch nicht so ganz einfach ist mit einem Gerät das im Grunde nur eine Stufe hat – nämlich volle Power! Aber immer noch besser als von Hand da rumzueiern. Also – gefühlvoll mit der Bohrmaschine die Schraubenköpfe bearbeitet damit man die nicht „runddreht“. Die ein oder andere Schraube ließ sich partout nicht genügend versenken. Und Tamas Spruch, natürlich, jeder ahnt es bereits: „Ist gut so“. Mit einem Lächeln im Gesicht……

Ich fand nach langem Suchen auch einen Seitenschneider und eine Kneifzange. Die beiden Teile waren so stumpf, dass man damit nicht mal einen Kabelbinder durchschneiden konnte……

  

Das Projekt nimmt langsam Formen an

Tamas musste sich dann verständlicherweise wieder um die Tiere kümmern, es ist viel zu tun in einem so großen Tierheim. Ich machte mich dann auf die Suche nach einer Säge, weil der Winkelschleifer – ach was – nicht das schaffte wofür er eh nicht gebaut war. Und was fand ich? Eine Handkreissäge!!!! Ungefähr 10 Jahre alt, ca. 15 gefühlte kilo schwer, ein mordslautes und wahnsinnig vibrierendes Gerät, was auch nur 3 Minuten „nachlief“ wenn man es ausschaltete….. Aber funktioniert hat’s.  Ich ließ mich aber nicht abbringen und bastelte weiter. Die Zeit wurde knapp, weil das Tierheim ja bald schloss. Und weil ich erst spät anfangen konnte, nicht gerade erleichternde Geräte zur Hand hatte war mir klar, dass wir das nicht an einem Tag schaffen würden.  Alles in allem war dann nach 3! Tagen zumindest das fertig was ich mir mindestens vorgenommen habe…. Der Rundlauf mit in den Ecken aus Katzensicht praktisch angebrachten Kratzbäumen, 2 Regale mit Zwischenbrettern verbunden und einer Rampe, Versteck- und Kuschelmöglichkeiten und – tadaaaaa – einer Katzenschaukel.

Fertig

Jetzt wirkte das Katzenhaus schon wesentlich wohnlicher und gemütlicher. Ich hätte gern noch mehr Zeit gehabt um das ein oder andere zu verbessern, nachzuarbeiten, Feinschliff eben. Aber das ging ja leider nicht. Das bedeutet wohl, dass wir irgendwann noch mal nach Ungarn müssen…… Ich bin dabei! Es war eine tolle Erfahrung. Auch wenn es unglaublich schwierig ist wenn man so gar kein ungarisch kann. Und so war es für Tina H. natürlich nicht einfach ständig für uns zu dolmetschen; hatte sie doch dort auch mehr als genug zu tun. 

Ich habe natürlich nicht all’ meine Zeit im Katzenhaus verbracht. Ich konnte auch mit einigen Hunden dort Gassigehen, Spielen und schmusen. Man kann es sich gar nicht vorstellen, wie sehr die Tiere sich dort über etwas Aufmerksamkeit freuen.  Klar, dass die Tierheim-Mitarbeiter nicht die Zeit haben sich um alle und  jeden einzeln zu kümmern wie Marion und ich das taten. Denn – es ist ein Haufen Arbeit so eine große Anlage zu unterhalten und versorgen. Mehr Personal wäre natürlich eine klasse Sache, aber das ist ja wieder mit höheren Kosten verbunden.

Was mich sehr beeindruckt hat war aber das Engagement was jeder Einzelne der Mitarbeiter vor Ort mitbringt. Und deshalb werde ich weiter mein Möglichstes tun um Allatbarat zu unterstützen.  Vielen Dank an Dori, Enikö, Csaba, Andrea, Tamas, Feri und Barbie alle anderen dass wir dabei sein durften. Und an Tina H. einen ganz besonderen Dank denn – ohne Dich wäre ich niemals in den Genuß gekommen endlich mal Tierschutz zu „leben“ und tatsächlich was zu bewegen. Na ja und „unser erster geretteter Hund“, die süße, kleine Nelly – aber das ist eine andere Geschichte……

Marion, Dir auch ganz lieben Dank. So einen Trip machen wir doch gern noch mal oder?

Tina D.