Unterschiedliche Voraussetzung für Hundehaltung in Deutschland und Ungarn

Wie wir auf unseren Internetforen festgestellt haben, diskutiert man dort teilweise sehr kontrovers über Hundehaltung in Ungarn und wie man denn so mit den Hunden umgehen kann.Dabei lesen wir häufig den Lösungsvorschlag, sofort das Tier dem Besitzer wegnehmen und nach Deutschland vermitteln.

Das hilft dem betroffenen Hund, ändert aber an dem Problem, das zu einer derartigen Hundehaltung geführt hat, nichts.

Oftmals wird als Grund für das Verhalten Armut und auch ein "stark traditionell" (übersetzt wohl eher total veraltet) geprägtes Bild von der Hundehaltung in Ungarn herangeführt. Wir wollen uns diesem Thema mal vorsichtig nähern.

Armut in Deutschland bedeutet im Regelfall sowohl im Sprachgebrauch als auch in der gelebten Wirklichkeit erstmal Hartz IV. Hartz IV Bezieher erhalten je nach Bedürftigkeit vom Staat Gelder für Unterkunft und Lebensunterhalt. Das so gespannte soziale Netz sorgt dafür, das sich in Deutschland flächendeckend im Prinzip niemand mehr um sein "überleben" sorgen muss. Das gilt sowohl in städtischen wie auch in ländlichen Regionen. Das Gemeinwohl sorgt überall für die hier lebenden Bürger.

In Deutschland hat sich zudem die Aufgabe eines Hundes in einem jahrzehntelangem Wandlungsprozess bei gleichzeitig steigendem Wohlstand und Absicherung der Lebensumstände von einem Nutztier in ein nahezu gleichberechtigtes Familienmitglied gewandelt. Seine Rechte sind im Grundgesetz als Lebewesen und nicht mehr als Sache verankert (was in der angewandten Gesetzgebung im Zivilrecht und in der Rechtsprechung leider so nicht unbedingt zu erkennen ist). Dies ist der langsamen Verbesserung der Lebensumstände hier und dem nimmermüden Einsatz von stetig mehr werdenden Menschen zu verdanken, die mit ihrem Einsatz und Aufklärungsarbeit flächendeckend zu dem zuvor beschriebenen Wandel beigetragen haben. Denn grundsätzlich wird es hier inzwischen doch so gelebt, dass ein Hund als Gesellschafter des Menschen in dessen Haushalt lebt und zur Familie gehört. Seine generelle Funktion als Nutztier zur Jagdbegleitung, Schutz- oder Hütehund hat hier nur noch untergeordnete Bedeutung. Wir können uns hier den "Luxus" leisten, einem Tier eine weitestgehend artgerechte Haltung und liebevolles Umfeld zu geben.

Das ist im Prinzip auch mit Hartz IV als alleiniger Einkommensquelle möglich, wenn auch nicht vorgesehen.

Armut in Ungarn dagegen bedeutet im Regelfall die tägliche Sorge um das selbstorganisierte Überleben. In städtischen Regionen ist das weniger ausgeprägt wie in ländlichen.

Unser Partnertierheim in Nyireghaza liegt im Großraum der Stadt Debrecen. Diese befindet im Länderdreieck zwischen Ungarn, Rumänien und der Ukraine einer sehr ländlich geprägten Region, die nicht mit Budapest und dessen Umland zu vergleichen ist. Die Gegend ist vielmehr eine der sogenannten "strukturschwachen" Regionen in Europa, die einer besonderen Förderung bedürfen.

Eine staatliche Wohlfahrt wie Hartz IV in Deutschland gibt es in dieser Ausprägung in Ungarn nicht. "Auf dem Land" hält man sich daher im Regelfall Nutzvieh wie Hühner, Ziegen usw., um seinen Lebensbedarf zu sichern bzw. zu unterstützen. Dieser lebensnotwendige Besitz kann durch Räuber tierischer wie menschlicher Art bedroht sein. Um diesen zu schützen halten viele Bewohner Hunde. Diese haben eben halt nur die einzige, im Prinzip unproduktive Aufgabe, das "produktive" Nutzvieh zu schützen. Dazu reicht meist schon Abschreckung. Der Hund wird daher deutlich sichtbar in einer irgendwie gearteten Behausung "installiert" und mit irgendwelchen Sachen am Leben gehalten.

Hunde in ländlichen Regionen stellen in Ungarn halt nur ein völlig untergeordnetes Nutztier dar, das in der Hierarchie an letzter Stelle steht. Er ist kein liebenswertes Familienmitglied, das entsprechend behandelt wird. Diesen "Luxus" kann man sich dort einfach nicht leisten. Das soll keine Entschuldigung sein. Es ist vielmehr der Versuch einer Erklärung, denn an dem Punkt, an dem man in Ungarn derzeit steht, waren auch wir hier einmal. Es ist hier nur schon sehr lange her, das ein Hundebesitzer seinen Hund nicht als Familienmitglied ansieht.

Als kleiner Tierschutzverein können wir auch nicht grundlegend die Lebensbedingungen der Menschen dort verbessern. Aber wir können unsere Partner vor Ort dabei unterstützen, Aufklärungsarbeit zu leisten und gleichzeitig die Situation der Hunde dort unten zumindest punktuell zu verbessern.

Wie? In dem wir es den Helfern in unserem Partnertierheim mit unseren Spenden ermöglichen, z. B. dem Besitzer des angeketteten Hundes eine vernünftige Hundehütte, ein passendes Halsband, eine Laufleine und Futter zur Verfügung stellen und ihn überzeugen, in seinem Hund mehr zu sehen als nur einen Nutzgegenstand.

 

3 Rüden aus Szakoly... leider kein Einzelfall .....
                

Schon in Sicherheit

 

 

Eine neue Hütte für Bundas!